Deutschlandradio 2015
In unserem „Originalton“ geht es weiter mit der Linie 4 durch Rotterdam: Heute vorbei an einem „Food Lab“ und dem „Lokal“ in den Bögen des Viaduktes, zum Archiv, wo man etwas über die Geschichte der Linie 4 erfahren kann, hin zum ehemaligen Gefängnis, wo bald junge Familien wohnen sollen.
Die Welt aus einer fahrenden Straßenbahn zu betrachten, ist eine oberflächliche Angelegenheit. Warum, denke ich zum Beispiel, hängt an der Ecke zur Weena ein alter roter BMW über dem Zaun?
Oder warum fährt die Bahn nachts drei dunkelhäutigen Männern, die zur Haltestelle rennen, einfach davon, ohne zu halten? Wegen Betriebsschluss, aus Unfreundlichkeit, aus Angst oder Rassismus?
Zum Glück habe ich am anderen Morgen meinen Stadtführer Marcel Teunissen dabei, der mir erklären kann, was es mit dem Viadukt hinter dem Hofplein auf sich hat, das auf seiner Plattform gerade begrünt wird.
„Das ist ein Viadukt für die älteste, elektrische Eisenbahn der Niederlande aus 1908. Interessant, denn es ging nach Scheveningen. Das Endpunkt der Linie war gerade auf dem Strand. Und damals war es möglich, von Russland, St. Petersburg, nach Scheveningen zu fahren.“
Heute ist Scheveningen ein Vorort von Den Haag, dahin fährt eine S-Bahn. In den Viaduktbögen haben trotz Bauarbeiten die ersten Geschäfte eröffnet. Eine Espressobar, die sich schlicht Lokal nennt, aber als neuesten Hype frisch aufgebrühten Filterkaffee serviert, ein Fitnesstudio, das für Individualität zu sorgen verspricht. Ein Restaurant, das sich lieber Food Lab nennt.