Uraufführung am 26. April 2007
Bühne 2 Uhr im Theater an der Parkaue
Regie: Sascha Bunge
Bühne, Video, Kostüme: Constanze Fischbeck
ab 15 Jahren
Als Werner Gladow am 5. Dezember 1950 hingerichtet wird, hat das Nachkriegsberlin einen Star gefunden und zugleich verloren. Bestandteil der mehrmonatigen Ermittlungen gegen Gladow und seine Bande waren 352 Straftaten, darunter 127 schwere Verbrechen, zwei Morde, fünfzehn Mordversuche. Für einen Neunzehnjährigen keine schlechte Bilanz.
Gladow, der Sohn eines Schlachters und späteren Volkspolizisten, war eine der imposantesten Gestalten der Berliner Kriminalgeschichte: zart, kriminell, gewalttätig. Auf der Suche nach dem richtigen Schnitt – Geld, Waffen, Autos. Sein Vorbild: Al Capone. Ein Streuner, für kurze Zeit aktiv auf der Suche nach der Gelegenheit, Geld zu verdienen – ohne das, was die Gesellschaft Arbeit nennt. Was zählte, waren die Gesetze des Schwarzmarktes, nicht die der Besatzungsmächte. Seine Bande, zeitweise 27 Personen stark, hielt Berlin in Atem. Eine Ansammlung von Dandys, Desperados und urbanen Überlebenskünstlern aus Lichtenberg, Friedrichshain und Weißensee operierte, indem sie das Verwaltungschaos der noch nicht vollzogenen deutsch-deutschen Trennung ausnutzte: Sie profitierte von der politischen Situation in der Stadt, die von Blockade, Luftbrücke, Währungsreform und von der Spaltung von Polizei und Administration geprägt war. Festgenommen wurde Gladow in der Wohnung seiner Mutter im Friedrichshainer Samariterkiez. Sein Hals hielt zwei Schläge des Henkers aus. Beim dritten starb er.
Das Stück, das die Gladow-Spezialisten Annett Gröschner und Grischa Meyer für das Theater an der Parkaue schreiben, ist das Ergebnis einer jahrelangen Recherche. Die Inszenierung geht der Frage nach, ob sich Verbrechen mehr lohnt als Arbeit oder das Warten auf dem Arbeitsamt.